O-Visionen - Nachrichten aus Oberhausen

Oberhausen, 18.02.2015


Stolpersteinverlegungen am 2. März in Oberhausen

Am 2. März 2015 wird der Künstler Gunter Demnig zum zehnten Mal in Oberhausen Stolpersteine verlegen. Insgesamt sind in allen Stadtteilen mittlerweile über 150 dieser Steine zu finden. Diesmal werden an sieben verschiedenen Orten neun Stolpersteine im Gedenken an die während des Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Oberhausener in den Gehweg eingelassen. Alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Oberhausen sind herzlich eingeladen, an diesen Verlegungen teilzunehmen.

Vorläufiger Zeitplan der Verlegung:

ca. 15 Uhr Marktstraße 184 (Otto Servos)

ca. 15.20 Uhr Saarstraße 53 (Familie Werner, Antonie und Denny Gerson Rosenbaum)

ca. 15.45 Uhr Wernerstraße, Höhe der ehemaligen Josepf-Schule (Wilhelmine Preuer)

ca. 16 Uhr Emschertalstraße 3 (Johann Vondern)

ca. 16.25 Uhr Elpenbachstraße 16 (Bruno Blank)

ca. 16.45 Uhr Rothebuschstraße 42 (Arthur Staudt)

ca. 17.10 Uhr Am Grafenbusch 30 (Emma Schüring)

Zu den Stolpersteinen

Der Kölner Künstler Gunter Demnig möchte mit seinem Projekt „Stolpersteine“ an die Opfer der NS-Zeit erinnern, indem er an ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Gehweg einlässt. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt Gunter Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern hält er die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst dort wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: HIER WOHNTE/ LEBTE/ ARBEITETE... Weitere Infos unter: www.stolpersteine.com

Die Stadt Oberhausen versteht sich als Multiplikatorin für die Aktion "Stolpersteine", um möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Institutionen Informationen und Hilfestellung bei der Übernahme einer Patenschaft zu bieten, um die "Stolpersteine" dauerhaft in das Stadtbild einzufügen. Infotelefon Gedenkhalle: 0208 6070531-14 oder per E-mail: Sophie.Koch@oberhausen.de

Lebenslauf GUNTER DEMNIG

1947 in Berlin geboren, Studium der Kunstpädagogik und Industrial Design, Studium der Freien Kunst, tätig in der Denkmalsanierung, 1980-1985 künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Kassel

1990 Erste Aktion zur Erinnerung an die Deportation von Sinti und Roma aus Köln 1940

1993 Entwurf zum Projekt „Stolpersteine“

1997 Erste Verlegung in Berlin

ab 2000 „Stolpersteine“ in Deutschland

Preise (Auswahl)

2004 Herbert-Wehner-Medaille der Gewerkschaft ver.di

2005 Das Rote Tuch Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf; Jugendmedienpreis

2005 German Jewish History Award Berlin

2006 Alternative Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln

2008 Botschafter für Demokratie und Toleranz, Berlin

2009 Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf

2011 Otto-Hirsch-Medaille der Stadt Stuttgart

Johann Heinrich Vondern – ein Verfolgter in der jungen NS-Diktatur

Johann Heinrich Vondern war seit spätestens 1923 städtischer Beamter in Oberhausen. Seine Tätigkeit als Stadtinspektor musste er nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten aufgeben. Im Zuge des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, auch als sog. „Arierparagraph“ bekannt, vom 7. April 1933 wurde Vondern am 1. Juni 1933 vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Als Katholik und Mitglied der Zentrumspartei galt er für die Nationalsozialisten als politischer Gegner. Diese wurden beim Aufbau der NS-Diktatur ab dem 30. Januar 1933 systematisch verfolgt. Neben der Entlassung von Regimegegnern schreckten die Nationalsozialisten weder vor der Auflösung und dem Verbot anderer Parteien und politischer sowie gesellschaftlicher Verbände noch vor gewalttätigen Maßnahmen zurück. Die Nationalsozialisten selbst nannten dies verharmlosend „Gleichschaltung“, also die Ausrichtung von Politik und Gesellschaft ausschließlich auf die NS-Ideologie.

Das Schicksal von Johann Vondern kann so als exemplarisch für eine Vielzahl von Menschen gelten, die in der jungen Diktatur entwürdigt sowie gewaltsam politisch und gesellschaftlich entmachtet worden sind. Gerade in Oberhausen, wo ein Großteil der Bevölkerung katholisch geprägt war und traditionell die Zentrumspartei wählte und die NSDAP bei den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 hinter der Zentrumspartei blieb, setzten die Nationalsozialisten auf die systematische Unterdrückung und Ausschaltung ihrer Gegner. Dabei bedienten sie sich auch gern der öffentlichen Demütigung, um damit ihre Macht zu demonstrieren. Johann Vondern wurde so zusammen mit den städtischen Angestellten Franz Matern und Theodor Visser sowie dem Fürsorger Langhammer mit Fahnen des „Reichsbanners“ und der SPD durch die Stadt und am Marktplatz Sterkrade dazu gezwungen, die Fahnen zu verbrennen. Johann Vondern überlebte, ohne, dass weitere Übergriffe bekannt geworden wären. Bis zu seinem Tod am 8. November 1940 lebte er in der Emschertalstraße 17 in Oberhausen-Buschhausen, wo am 2. März 2015 ein Stolperstein in Erinnerung an ihn verlegt werden wird. Sophie Koch, Mitarbeiterin der Gedenkhalle Oberhausen

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