O-Visionen
- Nachrichten aus Oberhausen
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Oberhausen, 02.09.2015
Seit gut einem Monat führen die Feuerwehren aus Oberhausen und Mülheim gemeinsam einen Taucherlehrgang durch. Die Vorteile dieser Kooperation liegen auf der Hand: Die Ruhr fließt durch beide Stadtgebiete und im Einsatzfall können sich beide Feuerwehren ergänzen bzw. unterstützen. Es gibt zwar eine einheitliche Feuerwehrdienstvorschrift „Tauchen“, aber Aus- und Fortbildung, Arbeitsprozesse, Gerätschaften usw. können durchaus unterschiedlich sein.
Innerhalb der 12-wöchigen Ausbildung begleiten die Lehrtaucher Kai Schlagheck, Nico Beorchia (beide Feuerwehr Oberhausen) und Hermann Pietschmann (Feuerwehr Mülheim) insgesamt zehn Tauchanwärter.
Bevor überhaupt ein Feuerwehrmann zum Taucher ausgebildet werden kann, muss er eine Art „Eignungsprüfung“ ablegen. Diese Vorprüfung ist zwingend erforderlich, da nicht jeder Feuerwehrmann diese besondere physische und psychische Eignung automatisch mitbringt.
In der Ausbildung zum Feuerwehrtaucher werden den Tauchanwärtern umfangreiches theoretisches und praktisches Wissen vermittelt.
Die ersten zehn Tauchgänge werden ausschließlich im Tauchübungsbecken der neuen Feuerwache 1 in Mülheim absolviert. Hier werden im „klaren Gewässer“ Gerätehandhabung, Tarieren im Wasser und Tauchtechniken vermittelt. Physische und psychische Stresssituationen bis zur Belastungsgrenze können hier simuliert werden und für den Fall der Fälle (Tauchernotfall) können die Tauchlehrer jederzeit eingreifen.
Im Anschluss werden die erlernten Inhalte im Tenderingssee in Dinslaken umgesetzt. Das Freigewässer eignet sich aufgrund der Größe auch hervorragend zum Navigieren und Orten unter Wasser, denn ohne diese Hilfen würde man sich in diesen Gewässern unter Wasser nicht zurechtfinden können und schnell die Orientierung verlieren.
Dann gibt es noch einen besonderen Leistungstest: Die Tauchschüler müssen über eine Strecke von zwei Kilometer im Rhein-Herne-Kanal und vier Kilometer in der Ruhr schwimmend eine Puppe „ziehen“. Hier wird nicht nur die Belastbarkeit jedes einzelnen überprüft, sondern auch der Gruppenzusammenhalt.
Im letzten Teil der Ausbildung wird die höchste Schwierigkeitsstufe erreicht. Im Rhein-Herne-Kanal werden alle Tätigkeiten unter Wasser praktisch bei „Nullsicht“ durchgeführt. Der Taucher kann nichts sehen, er muss „ertasten“.
Schlossertätigkeiten wie Hämmern, Meißeln, Sägen, das Anschlagen von Lasten, der Einsatz von hydraulischen Geräten, das Tauchen in havarierten Schiffen oder verunfallten PKW werden „blind“ geübt.
Bevor es dann zur Prüfung geht, wird das Ganze noch im „strömenden Gewässer“ Ruhr perfektioniert.
Die Taucher-Ausbilder der Feuerwehr Oberhausen, Nico Beorchia und Kai Schlagheck, haben sich im Feuerwehr-Tauchwesen schon einen Namen gemacht. Im vergangenen Jahr konnten sie in der Feuerwehrfachzeitschrift „Brandschutz“ eine selbst entwickelte Suchtechnik für Feuerwehrtaucher vorstellen. Diese Technik wird mittlerweile schon bei einigen Taucherstaffeln der Feuerwehren erprobt und übernommen.