O-Visionen - Nachrichten aus Oberhausen

Oberhausen, 07.04.2020

Vertrag mit Theater-Intendant Fiedler wird nicht verlängert

Der Intendantenvertrag für das Theater Oberhausen mit Florian Fiedler sieht - wie auch die Verträge der Vorgänger - vor, dass 26 Monate vor Ende der Vertragsdauer Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung zu führen sind und eine Entscheidung zu treffen ist, ob der Vertrag verlängert wird. Diese Verhandlungen haben stattgefunden. Sowohl der Intendant des Theaters, Florian Fiedler, als auch der Vertreter der Stadt, der Beigeordnete für Kultur und Finanzen, Apostolos Tsalastras, kommen einvernehmlich zu dem Schluss, den Vertrag nicht zu verlängern.

Von Seiten der Stadt wurden viele Aspekte abgewogen. Die Arbeit des Theaters im Rahmen der Öffnung in die Stadt und der Schwerpunkt der kulturellen Bildung - insbesondere für Kinder und Jugendliche - haben neue Ansätze und neue Kooperationen geschaffen. Dadurch ist es gelungen, neue Gruppen der Stadtgesellschaft anzusprechen und Interesse für die Arbeit des Theaters zu wecken. Durch Theaterprojekte - unter anderem im ehemaligen Kaufhof auf der Marktstraße, in der Industriehalle des zukünftigen „The Mirai“, im Café Shakespeare in Sterkrade, im Druckluft, im Unterhaus und in der ehemaligen Rathauskantine - wurden andere Räume erschlossen und auch neue Zielgruppen erreicht.

Unterstützt wurden diese Bemühungen durch konkrete Vereinbarungen mit den und Angebote an die Schulen in Oberhausen und der Arbeit der „Faktorei“, die vielen jungen Menschen unserer Stadt Zugang zur Welt des Theaters ermöglicht haben. Das Konzept der „Klassenkasse“ ermöglicht auch Schülerinnen und Schülern aus finanziell schwachen Familien, von den Angeboten des Theaters zu profitieren.

Mit dem Projekt „d.Ramadan“ wurde der Versuch unternommen, sich für weitere Inhalte und damit auch Gruppen der Stadtgesellschaft zu öffnen. Durch besonders innovative Angebote für Kleinkinder und damit für Familien konnte auch eine Zielgruppe angesprochen werden, die nur schwer zu erreichen ist. Diese und viele andere Maßnahmen zur Öffnung des Theaters für alle Oberhausenerinnen und Oberhausener sind im Handlungskonzept zur Diversität zusammengefasst, welches dem Kulturausschuss vorgelegt wird. Dies wurde insbesondere durch das Förderprogramm „360Grad“ der Bundeskulturstiftung ermöglicht, das auch die Umsetzung der dort beschriebenen Maßnahmen unterstützen wird.

Neben diesen gesellschaftlichen Erfolgen gelang es u.a. mit den Produktionen „Das Recht des Stärkeren“, „Das siebte Kreuz“, „Nachts“, „Der Sandmann“, „Salome“, „Tod eines Handlungsreisenden“ und natürlich „Schuld und Sühne“, auch künstlerische Ausrufezeichen zu setzen und über Oberhausen hinaus Aufmerksamkeit zu erzeugen. „Das dritte Leben des Fritz Giga“ hatte sehr konkreten Bezug zur Oberhausener Geschichte und war ein Dauerrenner und Publikumsliebling im Spielplan. Die aktuelle Produktion von „Peer Gynt“ erfreut sich großer Beliebtheit beim Publikum.

Der künstlerischen Leitung des Theaters ist es in der Intendanz von Florian Fiedler gelungen, Fördermittel in einer Größenordnung von ca. 1,5 Mio. Euro bewilligt zu bekommen, um unterschiedlichste Projekte zu ermöglichen, die sowohl der Öffnung wie auch künstlerischer Ziele dienten. Die Finanzsituation des Theaters ist laut der letzten zwei Jahresabschlüsse stabil, was sicherlich insbesondere der vollen Weitergabe der Tariflohnsteigerungen durch den städtischen Zuschuss geschuldet ist.

Trotz dieser zahlreichen positiven Entwicklungen ist es dem Theater unter der Intendanz von Florian Fiedler nicht gelungen, eine weitgehende emotionale Bindung des Publikums an das Theater zu entwickeln. Nicht jedes Theaterstück war wohl geeignet, eine solche Bindung aufzubauen, manche fanden kaum Anklang beim Publikum. Zurückgehende Zuschauerzahlen - insbesondere im „Großen Haus“ - sind das Ergebnis eines solchen Prozesses. Auch neue Marketingmaßnahmen haben nicht zu einer signifikanten Verbesserung geführt, so dass das Theater ungefähr 7.000 Zuschauer*innen weniger ausweisen konnte als im Durchschnitt seit 1994.

Insgesamt erscheint es schwierig, eine Dynamik zu erzeugen, die diesen Trend wieder zurückdrehen kann. Der Intendant und der Kulturdezernent kommen überein, nach der Zwangspause durch die CoVid-19-Pandemie die erfolgreichen und gesellschaftlich wichtigen Projekte fortzuführen und in den letzten zwei Spielzeiten neue Initiativen zur Gewinnung weiterer Zuschauerinnen und Zuschauer zu ergreifen. Auch die 100-Jahr-Feier kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

Um die Nachfolge des Intendanten zu organisieren, hat der Rat die Verwaltung beauftragt, bis zur nächsten Ratssitzung einen Vorschlag für die Besetzung einer Findungskommission vorzulegen. Diese soll einen Prozess der Intendanten*innenfindung gestalten und bis Frühjahr 2021 dem Rat einen Vorschlag für eine*n Intendanten*in vorlegen.


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